Was heißt „Besetzung“ in der Psychoanalyse?
Etwas sei „libidinös besetzt“ heißt es oft in der Psychoanalyse. Damit meint der Psychoanalytiker, dass quasi unser Herz daran hängt. Wenn wir an unseren Liebsten denken oder immer noch unser rotes Spielzeugauto lieben, sind der Liebste und das Auto „libidinös besetzt“. Sigmund Freud hat den Begriff der „Besetzung“ in diesem Sinne geprägt. Schon die Vorstellung vom Auto kann „libidinös besetzt“ sein, das heißt, die Vorstellung in unserer Psyche ist quasi „energetisch aufgeladen“. Unser Körper gerät in Wallung, wenn wir nur an den Liebsten denken. Der Psychoanalytiker Timo Storck schreibt: „Die Besetzung an sich bedeutet, dass bestimmte Vorstellungen libidinös-triebhaft besetzt sind, weil Lust und Befriedigung (bzw. die Erwartung dessen) damit verbunden sind.“ (Timo Stock: Das dynamisch Unbewusste, Kohlhammer 2019, S. 58)
Wir haben auch unseren Körper, unser „Ich“ und unser Seelenleben „besetzt“, das heißt, wir können unseren Körper und unser Seelenleben spüren, können unsere Aufmerksamkeit darauf richten und eine gute oder schlechte Beziehung zu uns selbst haben.
Wenn wir einschlafen, ziehen wir die Besetzung, eine Art Aufmerksamkeitsenergie, von uns ab. Der Psychoanalytiker Paul Federn beschreibt es so: „I myself discovered this when several years ago I wished to observe how ego-cathexes are withdrawn from the body and mind at the time of falling asleep.“ (Paul Federn: Narcissism in the Structure of the Ego. International Journal of Psycho-Analysis 1928, 9: 401-419)
Cathexis = englisch für: Besetzung