Das Leben ist nicht gerecht – es formt uns
Die einen leben im Krieg, die anderen ohne Wasser, wieder andere werden von einer Überschwemmung heimgesucht. Da verliert eine Frau ihr Kind, während die Nachbarin das zweite gesunde Kind bekommt. Der eine leistet sich eine teure Ausbildung, der andere hat dafür kein Geld. Manche Menschen haben die „Gerechtigkeit“ zu ihrem Steckenpferd gemacht. Sie studieren Jura und bekommen dann als Anwalt ein Burnout, weil sie sehen, dass sie kaum gegen die Ungerechtigkeiten dieser Welt ankämpfen können. Oft hadern wir mit unserem Schicksal und unserem Leid, weil wir vor unserem inneren Auge das Bild haben, es müsse gerecht zugehen.
Ungerechtigkeiten und Schicksale
Vieles wird leichter, wenn wir am inneren Bild von der Waage nicht mehr so sehr festhalten. Wir spüren die Unterschiede und spüren das Leid und dann kann man fragen: „Was macht das mit mir?“ Das Leid formt uns. Und es bietet immer eine Möglichkeit zur Weiterentwicklung. Eine junge Frau, die schwer an Krebs erkrankt ist, ist sicher nicht zu beneiden. Denken wir. Und doch findet sie in ihren letzten Lebenswochen zu einer inneren Lebenshaltung und Ruhe, um die sie viele beneiden. Die Frau hat ihre Situation genutzt. Sie hat zu einer Art des Erlebens gefunden, die manche Menschen niemals kennenlernen werden.
Die Unterschiede spüren
Wir können uns über den Unterschied ärgern, den wir zum anderen spüren. Während der andere in einer wohlhabenden Familie aufgewachsen ist und man selbst um jeden Cent ringen muss, kann man sich über den Unterschied aufregen. Man kann ihn aber auch erspüren und fragen: „Was macht das mit mir?“ Den Unterschied zu erspüren ist etwas ganz anderes, als gegen ihn anzukämpfen und mit ihm zu ringen. Wir können den Unterschied zu unserer eigenen Entwicklung nutzen. Und daran wachsen.
Szondis Schicksalsanalyse. Der Psychiater Leopold Szondi (1893-1986) entwickelte zwar die Schicksalsanalyse, aber leider ist damit nicht gemeint, was das Schicksal mit uns macht. Szondi versuchte eher zu erklären, warum man sich für dieses oder jenes entscheidet und so sein Schicksal mitformt.
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Dieser Beitrag wurde erstmals veröffenlticht am 12.11.2014
Aktualisiert am 5.2.2021
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Ich sehe es Zen-Buddhistisch: Die Leerheit der Dinge erkennen und annehmen.