Kontaktabbruch tut weh

Wenn einer von zwei Menschen den Kontakt abbricht, kann das einer Katastrophe gleichkommen. Derjenige, der keinen Kontakt zum anderen mehr aufnehmen kann, verfällt in unruhige Suchbewegungen. Derjenige, der den Kontakt abgebrochen hat, fühlt sich selbst mitunter wie zerbrochen. Ein Zustand zwischen Erleichterung und Schuld. Das Problem bei einem Kontaktabbruch: Jeder ist von nun an nur noch auf seine Phantasie angewiesen. Die Realität ist ausgeschaltet. (Siehe auch aktuell: Spiegel.de; November 2022)

Der, der verlassen wurde, hat das Gefühl, der andere habe die Macht. Er glaubt, der andere wäre der Stärkere, weil er darüber entscheiden könne, ob Kontakt besteht oder nicht. Doch der, der den Kontakt abgebrochen hat, fühlt sich selbst oft hin- und hergerissen und ohnmächtig. 

Kein oben und kein unten

Derjenige, der den Kontakt abgebrochen hat, fühlt sich keineswegs als „der Stärkere“. Derjenige, der den Kontakt abbricht, handelt aus Verzweiflung, Verletzung, Enttäuschung, manchmal Verbitterung. Meistens trägt derjenige, der den Kontakt abbricht, schon seit Jahren eine schwere Last. Und auch, wenn davon nicht viel berichtet wird: Betroffene Kinder, die den Kontakt zu ihren Eltern abbrechen, haben nicht selten massive körperliche und psychische Gewalt erlebt. Die Gründe für Kontaktabbrüche sind so vielfältig wie die Menschen selbst – und man kann auch von schweren Traumata ausgehen. Häufig brechen (erwachsene) Kinder den Kontakt zu ihren Eltern ab, weil sie spüren, dass die Eltern bei ihnen etwas zerstörten. Es gelingt ihnen in der Folge vielleicht nicht, befriedigende Beziehungen aufzubauen. Eine Weiterentwicklung erscheint manchmal nur durch Kontaktabbruch möglich.

Die betroffenen KInder werden immer wieder von sehr starken Gefühlswellen heimgesucht: Da ist der Hass, die Wut und die Traurigkeit darüber, was die Eltern mit ihnen gemacht haben. Vielleicht wurden die Betroffenen geschlagen, vereinnahmt, verbogen, vergessen oder missachtet. Die Kinder versuchen verzweifelt, sich weiter zu entwickeln, doch es scheint ihnen nicht zu gelingen. Manchmal suchen sie dann im Kontaktabbruch ihren Ausweg. Die Eltern wiederum können sich das Geschehene häufig nicht erklären. Sie lieben ihre Kinder. Sie sind jedoch oft durch eigene schwere Kindheiten blind für das, was sie psychisch bei ihrem Kind auslösen. Auch die unbewusste Weitergabe von Traumata ist möglich.

Zerstörerischer und verständlicher Neid

Neid ist ein häufiger Grund für einen Kontaktabbruch. Zu sehen, wie gut es einem anderen geht, während man selbst noch kein Land in Sicht hat, kann so weh tun, dass der Kontakt unmöglich wird. Viele Freundschaften unter Freundinnen zerbrechen, wenn die Eine sich sehnlichst ein Kind wünscht und die Andere plötzlich schwanger wird oder wenn die Eine die Prüfung besteht, während man selbst seit Jahren am Uniabschluss herumdoktert. Der Schmerz ist so groß, dass sich so manche Frau dann von ihrer Freundin zurückzieht – manchmal über Jahre, vielleicht für immer.

Die Verbindung im Kontaktabbruch

Ist der Kontakt abgebrochen, kommt es nicht selten zu einem merkwürdigen Gefühl einer neuen, quälenden Verbindung. Durch den Kontaktabbruch sind die Beteiligten oft viel stärker mit der Beziehung beschäftigt, als sie es vorher jemals waren. Sowohl der „Kontaktabbrecher“ als auch die Hinterbliebenden kämpfen mit Schuldgefühlen, Wut, Ohnmacht und Angst vor dem Verlorensein. Die Angst, ausgeschlossen zu werden, ist eine der größten Ängste überhaupt. „Der andere will mich strafen“, denkt sich der Verlassene. Wut und Groll können sich mit einem starken Ohnmachtsgefühl abwechseln. Selbstzweifel und Leeregefühle kommen hinzu. Der andere ist unerreichbar und lässt den Verlassenen die eigene Hilflosigkeit spüren. Der Verlassene fühlt sich mitunter, als würden Leere, Ratlosigkeit, Verlassenheitsgefühle, Sehnsucht und Wut ihn zerreißen.

„Daran gewöhne ich mich nie.“

Die Seele heilt

Kontaktabbrüche schaffen neue Ordnungen. Ein ganzes System, eine ganze Gruppe oder Familie leidet oft darunter. Es braucht sehr viel Zeit, aber langsam entstehen neue Strukturen, die es ermöglichen, den Kontaktabbruch langsam in das eigene (Seelen-)Leben zu integrieren.

Jede Erinnerung an den anderen, z.B. zu Geburtstagen oder an Feiertagen, kann erneut am Schmerz rühren und zu inneren Verhandlungsgesprächen führen. Nicht selten versuchen die Verlassenen dann, Kontakt mit dem Verschollenen aufzunehmen. Die Nicht-Antwort reißt die Wunde mitunter wieder auf.

Viele lernen über die Jahre, sich mit dem Kontaktabbruch zu arrangieren. Der geschäftige Alltag ermöglicht es vielen Betroffenen, sich über die Zeit wieder einigermaßen „ganz“ zu fühlen. Was die Zeit bringt, kann niemand wissen.

Verwandte Artikel in diesem Blog:

Dieser Beitrag wurde erstmals veröffentlicht am 16.10.2014
Aktualisiert am 14.11.2022

19 thoughts on “Kontaktabbruch tut weh

  1. Dunja Voos sagt:

    Vielen Dank für Ihren Kommentar, liebe Sibylle.

  2. Sibylle sagt:

    Guten Tag

    Meine Tochter hat den Kontakt zu mir im Oktober 2021 abgebrochen. Sie hat das schon Jahre vorher mehrmals gemacht – ca. 6 mal. Jedoch war damals noch ein Telefon oder ein kurzes Gespräch möglich. Sie kam dann wieder. Darüber gesprochen haben wir nicht. Sie ist rhetorisch sehr versiert und manövriert den Gesprächspartner immer in die Ecke! Es vergeht einem die Lust, mit ihr ein Gespräch zu haben. Ich kenne das auch von den Personen, bei denen sie den Kontakt abgebrochen hat.
    Ich bin nach einem Burnout immer noch in ambulanter Therapie. Meine Tochter als Thema wird immer wieder besprochen. Jedoch ist meine Psychiaterin der Meinung – wie auch jene aus der Klinik – dass etwas mit meinem Kind nicht stimmt!
    Ich akzeptiere alles, was über die Fehler der Eltern gegenüber dem Kind geschrieben wird. Auch, dass sie selbst darunter leiden (oder eben nicht). – Und übrigens, es ist für die verlassenen Menschen nicht nur ein Verlust. Es kann für diese auch befreiend sein: Auch wir Betroffene dürfen für uns selbst einen Raum einfordern, ein lebenswertes Leben führen. Das Leben ist zu kurz, um zu lange zu leiden.
    Und wir sollten aufhören, dem von den Medien vorgegaukelten Ideal der Familie nachzutrauern. Es ist eine marketingstrategische Verblendung und löst nur unnötige Versagensängste und Trauer aus. Vor allem in der unsinnigen Vorweihnachtszeit.
    Mich erwischt es übrigens auch ab und zu mit einer Trauerwelle. Aber ich weiss, dass sie vorüber geht.
    Ich wünsche allen Betroffenen alles Liebe und Gute.

  3. Anonyma sagt:

    Ich bin eine Tochter, die ihre Mutter hinter sich gelassen hat. Sie darf mir nicht schreiben, nicht anrufen, nicht kommen. Sie ignoriert das. Ich wollte lange Zeit immer alles versuchen, mich ihr verständlich zu machen, aber sie hat mich nie wahrgenommen – nicht mal jetzt. Selbst jetzt ignoriert sie meine Grenzen, die ich für mich gezwungen war zu setzen. Ich weiß, was sie zu mir sagen würde, um ihr Verhalten zu rechtfertigen: Sie habe es selbst so schlimm gehabt und könne nicht anders. Aber an alle Eltern, die einen Kontaktabbruch zu ihren Kindern erdulden mussten: Ich vermute durch meine eigene Geschichte, dass kein Kind das aus Spaß macht oder weil irgendwelche Erwartungen nicht erfüllt wurden. Ich habe viel ertragen, ich bin fast gestorben an dem missbräuchlichen Verhalten. Es war die einzige Möglichkeit mich zu retten. Und da sie immer noch nicht aufhört, nach mir zu greifen, fürchte ich, dass meine Qual erst ein Ende nach ihrem Tod finden wird. Früher wollte ich deswegen selbst sterben, jetzt nicht mehr – denn sie ist es, die mich quält. Ich kann nichts für ihre emotionalen Bedürftigkeiten, ihren Mangel und ihre Verantwortungslosigkeit. Jedenfalls: Kein Kind ist für seine Eltern verantwortlich. Die Entscheidung, ob ein Kind bei den Eltern bleiben möchte, sollte immer aus freiem Willen geschehen – nicht weil die Eltern das wollen. Kinder wurden nicht gefragt, ob sie in die Welt gesetzt und bei welchen Menschen sie aufwachsen wollen. Ich bin totunglücklich, dass ich nie Eltern hatte – aber besser, ich habe keine als die, die Menschen, die mich einfach nur benutzt und misshandelt haben. Und gerade weil ich selbst so einen Mangel in mir hatte, ist mir der Kontaktabbruch besonders schwer gefallen – weil ich insgeheim doch gehofft hatte, es würde alles aufhören und besser werden. Mein Luftschloss, um in dieser Beziehung überleben zu können. Doch da war nichts, außer das ständige Nehmen meiner Eltern, besonders meiner Mutter. Jetzt soll sie endlich mal ihr Leben selbst auf die Reihe kriegen. Und wenn sie jetzt jemanden aussaugen will, werde ich nicht mehr dafür zur Verfügung stehen. Sie weiß, wie ich das sehe, aber ein „ich kann nicht anders“ ist keine Entschuldigung. Kein noch so schweres Leben rechtfertigt es, andere Menschen derart zu missbrauchen – auch nicht das eigene Kind.

  4. modean sagt:

    Sehr geehrte Frau Voos,

    ich hatte es ja schon an andere Stelle geschrieben. Den Zusammenhang des Gefühls, der andere habe durch den Kontaktabbruch Macht über einen, finde ich interessant. So als hätte der andere ein Interesse daran, jemandem absichtlich mit dem Kontaktabbruch zu schaden. Oft ist es einfach die Notwendigkeit und Ausweglosigkeit des Augenblickes, die dann zum Kontaktabbruch führen.

    Ich selbst hatte ein knappes Jahr bis in den August über Instagram mit jemandem Kontakt. Wenn man den Chat-Verlauf ausdruckt, kommt man auf 270 Seiten. Bei mir entstand letztlich der Eindruck, Social Media wird von dieser Person benutzt, um den eigenen Selbstwert zu stabilisieren. Unter anderem, wurde Social Media dazu genutzt, Menschen an den sozialen Pranger zu stellen, indem man das, was diese persönlich schrieben, öffentlich machten, um sie so zu diffamieren. Auch eine sehr unterkomplexe Sichtweise und dichotome Darstellung einzelner Zusammenhänge war sehr offenkundig. All das empfand ich zunehmend unertraeglisch, zumindest da, wo es mich selbst betraf. Entsprechend emotional abhängig fühlte ich mich. Unter anderem, da nie klar war, ob derlei manipulative Aktionen auch mich betreffen könnten.

    Da ich letztlich nahezu auf Tagesbasis Panikattacken hatte, habe ich den Kontakt bewusst und ausdrücklich abgebrochen. Danach verschwanden die Panikattacken. Zuvor, ohne den ausdrücklichen Kontaktabbruch, blieben die Panikattacken. Natürlich habe ich den Kontakt nicht spontan abgebrochen, sondern mich vorab mit anderen Menschen besprochen.

    Letztlich muss der Kontaktabbruch diese Person dann doch so sehr beschäftigt haben, dass sie in einer Podcast-Ankündigung zum Thema Stalking meinen Kontaktabbruch verhackstückelte, ohne mich dabei namentlich zu nenne, um ihn so in den Kontext des Stalkings zu rücken. Jeder Mensch, der diese Geschichte hört, kann dieses unseriöse Vorgehen nicht nachvollziehen. Nicht da es unseriös und umprofessionell ist, sondern da die Zusammenhänge, die hergestellt werden, schlicht nachprüfbar falsch sind.

    Unter anderem habe ich den Kontakt abgebrochen, da ich sagte, dass es ja offensichtlich eine wie auch immer geartete emotionale Abhängigkeit auf beiden Seiten gibt, nicht klar ist, worum es dabei geht und dabei ja nicht grundsätzlich die Egoismen ein und der selben Person im Vordergrund stehen können.

    Deshalb finde ich das mit der Macht interessant. Wenn der Abbruch nach sechs Wochen noch nachwirkt, dies auch so gesagt wird, dann muss es ja schon ein sehr ausgeprägtes Kontrollbedürfnis geben, das dann dazu führt, dass man den Abbruch in einem völlig falschen Kontext platziert, um ihn so für sich umzudeuten, indem man den bis dahin persönlichen Abbruch mehr oder minder auch noch ungefragt öffentlich macht. Natürlich legt diese Vorgehensweise auch nahe, was ich eben annehme, nämlich dass es da auf beiden Seiten eine wie auch immer geartete emotionale Abhängigkeit gab.

    Vermutlich geht es also um Emotionalität, Bindung im weitesten Sinne, Macht und Kontrolle, die manche Menschen bei einem Abbruch wieder erlangen wollen. Man kann oder könnte ja den Abbruch auch so sehen, dass er erst beiden Freiheit und Kontrolle zurück gibt, da beides so im Kontakt zueinander, ob der beschriebenen Verstrickungen, nicht oder nicht richtig existierte. Ohne all das, liesse sich laut meinem Empfinden das geschilderte Verhalten nicht erklären.

    Grease
    modean

  5. Dunja Voos sagt:

    Lieber Markus, ja, das stimmt, es ist ein langes Ringen, bis jemand den Kontakt abbricht.

  6. Markus sagt:

    Wer den Kontakt zu Freunden oder Familie abbrechen muss, hat vermutlich schon lange gelitten und die Gründe auch schon den anderen gegenüber thematisiert. Ich staune, dass alle Kommentierenden hier vermuten, wieso sie verlassen wurden. Anscheinend hat keine:r den/die Angehörigen gefragt und zugehört. Häufig gibt es Gründe für einen Kontaktabbruch. Vermutlich hatte die Person, welche sich nicht mehr meldet schon lange große Mühe mit der Meinung des anderen. Dies zu erklären und zu verdeutlichen braucht Zeit und Geduld. Vielleicht hätte man einfach zuhören müssen.

  7. Anna Katrina sagt:

    Kontaktabbruch kann auch sehr gluecklich machen. Von Menschen, die keinen Kontakt mit einem wollen, muss man sich gedanklich und ueberhaupt verabschieden und es einfach akzeptieren. Denn es gibt Kontakte, die schaden einem und man leidet unter dem Kontakt mit Menschen, die einen immer wieder verletzten und kraenken. Indem man sich von diesen Menschen distanziert und sie einfach vergisst und ohne sie lebt, wird man sehr gluecklich und zufrieden im Leben.

  8. Dunja Voos sagt:

    Danke für Ihren erschütternden Beitrag. Ja, manchmal ist Fernbleiben der beste Weg, um seelisch wieder gesund zu werden und zu bleiben. Familie ist immer ein hochkompliziertes und komplexes Konstrukt. Manchmal kann man die Eltern besser verstehen, wenn man selbst alt wird und eine gute Psychotherapie oder Psychoanalyse macht. Dennoch kann der krankmachende Effekt bleiben – man kann sich immer wieder neu befragen, ob man den Kontakt suchen oder meiden möchte.

  9. Angela sagt:

    Was ist wenn man jahrelang als Kind das Leben der eigenen Mutter führen muss? Wenn die Mutter sich nicht um die eigene pflegebedürftige Mutter kümmern will und es statt dessen ihrer Tochter überträgt. Wenn die Tochter dann über Leben und Tod von der Oma entscheiden muss, wo sich die eigene Mutter auch raus gehalten hat, als die Oma im Krankenhaus war? Wenn die Tochter von Vater zu hören bekommt, dass er sich in sie verliebt hat und dann die ganzen Übergriffe vom Vater erlebt? Wenn die Tochter daraufhin körperlich und seelisch krank wird und aus dem Grund den Kontakt abbricht?

  10. Petra Keller sagt:

    Hallo Heike, Dein Kommentar vom 24.09.2020 um 14:27..hier habe ich mich 1:1 wiedergefunden.
    ich würde gern mit Dir in Kontakt treten.
    petrakeller3@gmx.de

  11. Mrscherry sagt:

    Mein Freund hat mich verlassen als ich ungeplant schwanger wurde und das Kind behalten wollte.
    Er bat mich darum die Schwangerschaft zu beenden. Ich wollte das auf keinen Fall.
    Ich hatte mich entschieden es auch ohne Ihn als Vater an meiner Seite zu bekommen.

    Darauf hin hat er die Beziehung nach 2.5 Jahren für beendet erklärt.

    In der 14. SSW habe ich das Kind verloren, musste mich einer Kürretage unterziehen. Ich habe es Ihm gesagt und er hat nur gemeint er müsse sich ersteinmal von der Situation erholen in die ich ihn gebracht hätte.

    Mittlerweile ist das 3 Monate her. Und er hat nichts von sich hören lassen.

    Es ist einfach nur gruselig, traurig, wie ein Schatten, total unwirklich.

  12. Heike sagt:

    Ich bin eine verlassene Mutter.
    überall lese ich das die Eltern das verursachen.
    doch niemand zieht mal in Betracht das es auch Kinder gibt die so hohe Erwartungen an die Eltern haben das diese nur scheitern können. Das Kinder auch die Eltern verletzen können .
    Kinder die nicht in der Lage sind sich zu einem Gespräch an den Tisch zu setzen sondern lieber die Löschtaste auf dem Handy drücken.
    Ich hatte selbst ein sehr schwieriges Verhältnis zu meinen Eltern. Traumatisches erlebt und keine Hilfe zu Hause bekommen.
    Doch als erwachsener gereifter Mensch habe ich mir deren Herkunft angesehen und konnte ‚verstehen‘.
    und ich habe nie den Kontakt abgebrochen
    meine Mutter war dann eine sehr gute Grossmutter
    meine Kinder merkten nichts von meinem Problem mit ihr.
    Heute nehmen die mir übel das ich nicht ihren Erwartungen entsprochen habe, eine eigene Meinung habe.
    Ein Enkelkind darf ich nicht sehen weil ich die Mutter des anderen älteren Enkelkindes mich zu Hause besuchen durfte.
    und nein daran gewöhnt man sich nicht
    nein die Zeit heilt diese Wunde nicht
    nein das wird nicht besser
    und nein ich verstehe das Verhalten nicht
    zumal ich bereit bin mich meinen Fehlern zu stellen und die Verantwortung übernehme und gerne Gespräche mit Mediatoren hätte.
    Ich sehe das es für meine Kinder gerade einfacher ist nicht in Betracht zu ziehen das ihre Mutter auch ein schweres Leben hatte.

  13. Dunja Voos sagt:

    Vielen Dank für Ihren Kommentar, liebe Frau H. Ja, es bringt einen „zum Wahnsinn“, wenn man selbst den Kontakt sucht und der andere macht dicht. Es braucht seine Zeit.
    Ihnen wünsche ich auch einen schönen Sonntag!
    Dunja Voos

  14. Brigitte H. sagt:

    Liebe Frau Voos,
    bei mir geht es um den Kontaktabbruch in einer Beziehung, ich leide sehr darunter. Ich habe zwar Kritik geübt, aber den Kontakt wollte ich nicht abbrechen. Er wurde aber von meinem Freund vollzogen und trotz Bemühungen meinerseits ist keine Aussprache möglich. Ich räume ein, daß viele Dinge schon seit langer Zeit da waren und es hat ein Funke genügt, um meine Meinung zu sagen, die allerdings schonungslos war. Es tut mir im Nachhinein leid, aber wir müssten die Probleme eben mal ansprechen. Er ist mir aber schon seit Jahren ausgewichen und hat dann meistens einfach geschwiegen, was mich zum Wahnsinn bringt.
    Ich wünsche Ihnen einen schönen Sonntag
    Brigitte H.

  15. Dunja Voos sagt:

    Liebe SiG,
    vielen Dank für diesen wertvollen Kommentar. Hier kann man gut nachempfinden, mit welch enormen Schwierigkeiten die Kinder konfrontiert sein können. Ja, sobald Suchtmittel mit im Spiel sind, werden familiäre Kontakte ganz besonders problematisch, wenn nicht sogar unmöglich.
    Alle guten Wünsche!
    Dunja Voos

  16. SiG sagt:

    Kontaktabrruch hat nichts mit Ignoranz zu tun. Es ist die allerletze Möglichkeit Ruhe zu finden, vor neuen Verletzungen, Enttäuschungen und Mißachtung der eigenen Gefühle.
    Ich selber habe den Kontakt zu meiner Mutter in 12/2019 abgebrochen und habe Ihr dazu einen sehr klaren Brief geschrieben. Ich habe es mir nicht leicht gemacht, es war nicht der erste Brief an sie, allerdings der erste, in dem ich den Kontakt zu ihr abgebrochen und sie gebeten habe, dies zu respektieren.
    Davor haben meine Familie (Tochter, Mann und Schwestern meiner Mutter) die Unzuverlässigkeiten, Lügen, den Alkoholmissbrauch und die Respektlosigkeiten ertragen und versucht zu diskutieren und zu besprechen. Ihrerseits gab es nie Bedarf an Gesprächen oder Aufklärung für Geschehenes. Mein Brief blieb bis heute unkommentiert.
    Ich hatte im vergangenen Jahr schlichtweg die Nase voll und keine Kraft mehr, dieses endlose Spiel weiterzuspielen. Nun fühle ich mich geschützt und habe keine Angst mehr vor dem klingelnden Telefon. Vielleicht kann das niemand der aussenstehend ist verstehen, meine Familie kann es.
    Nun hoffe ich, dass mich die innere Unruhe irgendwann einmal losläßt und das sie und ich auch ohne einander glücklich werden. .Zum Glück bin ich selber Mutter und kann es besser machen.

  17. Melande sagt:

    Ich bin vor nunmehr 15 Jahren von meiner Rest-Herkunftsfamilie (Bruder mit Familie) verlassen worden, bzw. alleingelassen worden, als das Thema „Betreuung unserer alten Mutter“ aufkam. Es vergeht bis heute nahezu kein Tag, an dem ich nicht daran denke und das schmerzhafte Gefühl des (grundlos) Ausgegrenzt-worden-seins jedes Mal wieder da ist. Ich weiß bis heute nicht, was ich DENEN angetan habe.

    Ich habe die Vermutung, dass das mich sehr erniedrigende und verletzende (affektive) Verhalten bzw. der Rauswurf (symbolisch gesprochen) meiner Schägerin und meines Bruders die Folge ihrer Projektionen war. Nämlich IHRER angstvollen Überlastungs- und Zufunktsängste, die aber gar nichts mit mir und meinem Verhalten zu tun hatten. Eine einfache freundlich gestellte Frage meinerseits, die gutgemeint gewesen war, hatte bei ihnen aber (für mich wie „aus heiterem Himmel“) einen totalen Gefühlsumschwung bewirkt .

    Mir fällt dazu (nachdem ich nun seit ca. 1 1/2 Jahren in diesem Blog lese) meine erste Erinnerung/die Deckerinnerung ein:
    Es hatte stark geregnet und der noch nicht befestigte Hof unseres Hauses war schlammig. Mein Vater hatte ein paar Bretter ausgelegt, damit man darübergehen konnte. Ich sah (als Kind von vielleicht 4 oder 5 Jahren) aus einem (umgedrehten) Brett einen Nagel nach oben herausragen. Ich dachte, dass andere sich daran verletzen könnten und habe mit meinen festen Schuhen (ich dachte, die Sohle ist bestimmt hart genug) fest auf den Nagel getreten, damit er auf der anderen Brettseite wieder herauskäme, in den Boden hinein. Das, was andere schützen sollte, hatte für mich aber das Gegenteil bewirkt, der spitze Nagel ging durch die Schuhsohle hindurch in meinen Fuß hinein!

    Ich hatte also etwas für andere Gutgemeinte getan, was für mich selber aber einer Bestrafung gleichkam! Die Parallele zu obiger Verlusterfahrung ist für mich offensichtlich.

    Mit vielen lieben Grüßen!

    Melande

  18. Sabine sagt:

    nee die Ingnoranz ist nicht im Selbst. Sondern oft ist der Andere bei dem nichts ankommen mag. So geht Bindung nicht.

  19. Prokrustes sagt:

    Kontaktabbruch ist in erster Linie das Ergebnis der Ignoranz zu sich selbst. Unvermögen die eigene Befindlichkeit in Worte zu fassen, negative Gefühle und Belastungen mitzuteilen.
    Folglich ist Kontaktabbruch eine Bestrafung. Die Frage ist, wer wird mehr bestraft? Derjenige der keinen Kontakt zu sich selbst hat, vor sich und der Beziehung (Freundschaft, Partnerschaft usw.) davon läuft oder der Missachtete, der sich unversehens mit der Frage beschäftigt warum und weshalb der Kontakt abgebrochen wurde.
    Ignoranz/Missachtung wiederum ist die größte mögliche Strafe mit der man ein Lebewesen strafen kann. Es impliziert das Nichtvorhandensein.

Schreibe einen Kommentar