Kleine Kinder träumen häufig von Tieren

Kleine Kinder träumen häufig von Tieren. Der Traumforscher David Foulkes fragt: „Why all this animal dreaming?“ (David Foulkes: Children’s Dreaming and the Development of Consciousness, Harvard University Press, 1999: S. 60). Eine eindeutige Antwort findet er nicht. Vielleicht ist es ja auch eine Frage der Körpererfahrung: Tiere wie Kleinkinder laufen auf allen Vieren und können nicht sprechen. Tiere wie Katzen und Hunde sind mit den kleinen Kindern auf Augenhöhe oder kleiner als sie. Diese erfreulichen und erschreckenden Erfahrungen verarbeiten die Kinder vielleicht in Geschichten (Pitcher & Prelinger, 1963: Children tell stories) und Träumen. (Text: Dunja Voos; Bild: Julia)

Der Traumforscher David Foulkes zweifelt ein wenig an den Tierträumen der Kinder:
„Ich muss zugeben, dass ich etwas bezweifele, dass die Vorschulkinder ihre echten Träume wiedergeben, wenn sie von Tieren im Traum erzählen. Während ich solche Traumberichte im Schlaflabor sammelte, überkam mich immer eine leichte Ungläubigkeit, die ich nie ganz von mir abschütteln konnte.“
„I must confess that I remain somewhat uneasy about whether preschoolers’ animal reports generally reflect actual animal dreams. In collecting such reports in the laboratory I experienced a mild disbelief that I’ve never quite been able to shake.“
(David Foulkes, Children’s Dreaming and the Development of Consciousness, Harvard University Press, 1999: S. 63)

Traumarbeit

Vielleicht rührt die Ungläubigkeit, von der David Foulkes spricht, daher, dass die Psyche bzw. das Kind im Traum Teile ihrer/seiner selbst als Tiere darstellt. In der Traumarbeit werden Gefühle und Geschehnisse zu Tieren gemacht, zu Tieren verdichtet. So entsteht etwas Symbolisches, über das mit anderen gesprochen werden kann. In Wirklichkeit ist damit der Träumer selbst oder es sind die nahen Bezugspersonen und Gefühle des Träumers gemeint. Diese Lücke zwischen „Wirklichkeit“ und Traumerzählung spürt Foulkes vielleicht.

„Werden Kinder älter, so stehen ihnen immer reifere Symbole zur sublimen Abbildung ihrer Gefühlswelt zur Verfugung (Hopf, 2007). Tiere verlieren darum ihre Bedeutung.“ Hans Hopf, Vortrag „Kinderträume“ 2007

Ein Problem in der Traumforschung besteht wohl oft darin, dass die Forscher vielleicht Sigmund Freuds „Traumdeutung“ gelesen, aber selbst keine Psychoanalyse gemacht haben, um die Geschehnisse bewusster am eigenen Leib zu erfahren. Traumforschung und Psychoanalyse sind aus meiner Sicht nicht zu trennen und es ist schön, wenn es kombiniert werden kann.

„Da war ein Wolf mit großen Zähnen!“ Das Thema „Fressen-und-Gefressen-Werden“ ist für kleine Kinder ganz groß. Wer die Mutter introjiziert, der „frisst“ sie, wer sich mit ihr identifiziert, wird von ihr gefressen. Wenn wir jemanden nicht mögen, haben wir ihn gefressen. Die Ansprüche der Eltern scheinen das Kind manchmal aufzufressen.

In der Pubertät träumen die Kinder bzw. Jugendlichen dann von ganz anderen Tieren: Es kommen Läuse, Spinnen und Insekten ins Spiel. Die Mücke, die Blut saugt, die Biene die „sticht“, die Schmetterlinge im Bauch und die Schamhaare, die manchmal wie Spinnen oder Spinnweben aussehen, kommen in die Phantasie.

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International Association For The Study Of Dreams (ASD)

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Dieser Beitrag erschien erstmals am 2.12.2017
Aktualisiert am 3.5.2023

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