Manifester Trauminhalt: das, was wir vom Traum erinnern und erzählen
Wenn wir geträumt haben, können wir uns manchmal an den Traum erinnern. Als „manifesten Trauminhalt“ bezeichnete Sigmund Freud den Traum, an den wir uns erinnern können. Er sagt, der manifeste Traum ist „… das, was der Träumer beim Erwachen erinnert“ (Der Wahn und die Träume in Jensens Gradiva, Projekt Gutenberg). Allerdings entspreche das, woran wir uns erinnern, nicht immer dem tatsächlichen Traum, so Freud. Oft fügen wir etwas hinzu oder lassen etwas weg. Das macht sich dann bemerkbar, wenn wir in der Psychoanalyse den Traum erzählen und dann nochmal erzählen – dann können uns verschiedene Dinge entfallen oder neu einfallen.
„Dem so erkannten Gegensatz wird man etwa Ausdruck schaffen, indem man das, was der Träumer beim Erwachen erinnert, als manifesten Trauminhalt unterscheidet von dem, was die Grundlage des Traumes vor der Zensurentstellung ausmachte, den latenten Traumgedanken. Einen Traum deuten heißt dann so viel als den manifesten Trauminhalt in die latenten Traumgedanken übersetzen, die Entstellung rückgängig machen, welche sich letztere von der Widerstandszensur gefallen lassen mußten.“ Sigmund Freud: Der Wahn und die Träume, Projekt Gutenberg.
Ich selbst fand diese Bezeichnungen schon immer unlogisch – ich fände es logischer, den „wirklichen Traum“, also den „Kern“ als „manifest“ zu bezeichnen und das, was wir erinnern und erzählen, als „latenten Traum“. Da das Traumgebilde jedoch sowieso so schwebend und flüchtig ist, könnte man auch einfach vom geträumten Traum und vom erzählten/erinnerten Traum sprechen.
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Dieser Beitrag erschien erstmals am 15.7.2011
Aktualisiert am 2.11.2024