Östrogene beeinflussen die Muskeln
Viele Frauen leiden kurz vor der Menstruation oder in den Wechseljahren unter Muskelschmerzen. Manche klagen über Kopfschmerzen, andere über Verspannungen der Nacken- oder Rückenmuskulatur. Man fühlt sich ungelenk und träge. Die Skelettmuskulatur ist die sogenannte „quergestreifte Muskulatur“. Sie können wir nach unserem Willen bewegen. Es gibt Hinweise darauf, dass diese Muskulatur Östrogen-Rezeptoren enthält, also mit den weiblichen Hormonen zusammenwirkt (Kenta Yoh et al., International Journal of Molecular Sciences, 2023). Doch auch die glatte Muskulatur – also die Muskulatur, die wir willentlich nicht direkt beeinflussen können – wird von Östrogenen beeinflusst. Zur glatten Muskulatur gehören zum Beispiel die Muskeln des Verdauungsapparates, der Blase und Gebärmutter sowie die Muskeln, die die Blutgefäße und Bronchien umgeben.
Den Einfluss der Hormone auf die glatte Muskulatur merken manche Frauen zum Beispiel daran, dass sie zu Beginn der Regelblutung auch eine beschleunigte Verdauung feststellen: Die gesamte glatte Muskulatur scheint kurz vor der Menstruation aktiver als sonst zu sein und auch Schleimhäute werden möglicherweise stärker durchblutet, denn nicht wenige leiden unter erkältungsartigen Symptomen vor der Regel.
Hormonschwankungen während des Tages
Die Hormone sind während des Tages in unterschiedlichen Konzentrationen in unserem Blut vorhanden. Sie unterliegen einem „zirkadianen Rhythmus“ (zirkadian = um den Tag herum). Das Östrogen namens 17-beta-Östradiol (E2) ist beispielsweise am Nachmittag am stärksten und in der Nacht am geringsten im Blut vorhanden (Journal für Menopause, PDF). Es gibt Hinweise darauf, dass 17-beta-Östradiol entzündungshemmend wirkt. So könnte dieser Rhythmus teilweise erklären, warum viele Frauen besonders in der zweiten Nachthälfte an Entzündungszeichen wie Rückenschmerzen oder Allergien leiden. Dabei mischt auch das körpereigene Hormon Cortisol mit, das ebenfalls nachts stark erniedrigt ist. In den frühen Morgenstunden erhöht sich die Konzentration dann wieder, wobei die Cortisolwirkung zeitverzögert einsetzt (Cortisol: Zirkadianer Rhythmus).
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Literatur:
Kenta Yoh et al. (2023):
Roles of Estrogen, Estrogen Receptors, and Estrogen-Related Receptors in Skeletal Muscle: Regulation of Mitochondrial Function.
International Journal of Molecular Sciences 2023, 24(3), 1853, https://doi.org/10.3390/ijms24031853, https://www.mdpi.com/1422-0067/24/3/1853
Tiidus, Peter M. (2005):
Can oestrogen influence skeletal muscle damage, inflammation, and repair?
Br J Sports Med 2005;39:251-253 doi:10.1136/bjsm.2005.016881
http://bjsm.bmj.com/content/39/5/251.short
A. Wiik et al. (2003):
Oestrogen receptor is expressed in adult human skeletal muscle both at the mRNA and protein level.
Acta Physiologica Scandinavica
Volume 179, Issue 4, pages 381-387, December 2003
DOI: 10.1046/j.0001-6772.2003.01186.x
„The present study shows for the first time ERbeta (Estradiol Receptor beta) mRNA and protein expression in human skeletal muscle tissue in both males and females.“
—-
Greeves JP (1997):
Effects of acute changes in oestrogen on muscle function of the first dorsal interosseus muscle in humans.
The Journal of Physiology, Volume 500, Issue 1, pages 265-270, April 1, 1997
DOI: 10.1113/jphysiol.1997.sp022016
https://physoc.onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1113/jphysiol.1997.sp022016
„Contrary to previous work, the present results suggest that oestrogen does not affect muscle strength.“
—-
Wiik A. et al. (2009, Karolinska-Institut, Schweden)
Expression of both oestrogen receptor alpha and beta in human skeletal muscle tissue.
Histochemistry and Cell Biology
February 2009, Volume 131, Issue 2, pp 181-189, DOI 10.1007/s00418-008-0512-x
https://link.springer.com/article/10.1007/s00418-008-0512-x
Karas RH et al. (1994)
Human vascular smooth muscle cells contain functional estrogen receptor.
Circulation. 1994; 89: 1943-1950
doi: 10.1161/01.CIR.89.5.1943
„The present study shows for the first time the expression of Estrogen-Rezeptor-alpha protein in human skeletal muscle independently of age and sex. These results might improve understanding of the physiological role of oestrogen in human skeletal muscle and raise new questions about activation of ER in skeletal muscle.“
Dieser Beitrag erschien erstmals am 3.8.2015
Aktualisiert am 9.9.2018