„Guckst du mich bitte an?“
Wir alle kennen Situationen, in denen wir uns so schämen, uns so schuldig fühlen oder so wütend sind, dass wir den anderen gerade nicht anschauen können. Ein Erwachsener bittet vielleicht seinen Partner einmal, ihn anzuschauen. Doch in der Regel nehmen wir es hin, wenn uns ein anderer Erwachsener gerade nicht anschauen kann. Viele Eltern gehen jedoch mit ihren Kindern ganz anders um. Sie fordern sie eindringlich immer wieder auf: „Guckst du mich bitte an? Haben wir uns verstanden?“ Über die Maßen zwingen sie das Kind dazu, sie anzuschauen. Das Kind ist ohnmächtig – was soll es anderes tun, als zu gehorchen? Wer einmal genau beobachtet, wie erniedrigt sich ein Kind in so einer Situation fühlt, wird wahrscheinlich vorsichtiger mit seiner Aufforderung sein. Auch Kinder haben ein Recht darauf, ihre Eltern nicht anzuschauen.
Dieser Beitrag erschien erstmals am 19.6.2013
Aktualisiert am 30.5.2014
One thought on “„Guckst du mich bitte an?“”
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Ich habe als Kind eine Technik entwickelt, um mit offenen Augen durch das Gegenüber hindurch zu schauen, es also anzuschauen ohne es anzuschauen.
Das hat aber nicht den Grund dass ich auf diese Weise beschämt worden bin (bin ich nicht, wäre ich aber, wenn das von mir verlangt worden wäre), sondern dass ich aus irgend einem Grund nie jemandem in die Augen schaue.